Movitas fast zur Beförderung von ÖPNV-Fahrgästen bereit
- 27 Oktober 2020
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ÖPNV-Verkehr in jedem Winkel der schwer erreichbaren Innenstadt ohne CO2-Ausstoß und Lärmbelästigung – der elektrische Midi-Bus Movitas steht kurz vor der Markteinführung. In drei Jahren schaffte es Tribus von einem leeren Blatt Papier zu einem agilen und kompakten, aber gleichzeitig effizienten „Bus 2.0“. In weniger als einem halben Jahr kann das Fahrzeug an Orten eingesetzt werden, die ein regulärer Bus nicht erreichen kann.
Der erste Prototyp des Movitas wurde bereits im vergangenen Jahr auf der Busworld erfolgreich präsentiert. Da es sich um ein völlig neues Fahrzeug mit mehreren Längen handelt, war ein zweiter Prototyp erforderlich, um weitere Tests durchzuführen und die Zulassung zu erhalten. Seitdem sind viele große und kleine Verbesserungen durchgeführt worden. „Jetzt ist der Moment fast gekommen, dass der Bus im Personenverkehr eingesetzt werden kann“, sagt Erik Henneken, Manager e-Mobility bei Tribus.
Ergänzung des aktuellen Busangebots
Der Movitas soll das bestehende Busangebot ergänzen und ist in mehreren Varianten mit Längen von 8,20 bis 9,70 m erhältlich. Dank des völlig ebenen Bodens steht das Fahrzeug in punkto Kapazität einem Linienbus in nichts nach. Die Allradlenkung macht den Bus zudem „superwendig“, wie Henneken erklärt. „Wir haben ganz bei Null angefangen mit unserer Vision, die Städte gut zugänglich zu machen und wirklich alle Winkel der Stadt zu erschließen. Städte kann man nicht einfach so verändern, einen Bus schon.”
Momentan wird dem zweiten Prototyp, der längsten Variante, der letzte Schliff gegeben. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die beiden Extreme zu bauen, weil dadurch bei Tests auch das mittlere Modell abgedeckt wird.“ Der Hauptunterschied im Vergleich zum Vorjahr liegt jedoch unter der Motorhaube. „Das Fahrgestell ist viel leichter geworden. Wir haben beispielsweise eine andere Radaufhängung, Luftfederung statt hydraulischer Federung und andere Batterien verwendet“, resümiert Henneken.
Movitas Start in den Niederlanden
Das Projekt hat in den letzten Jahren kaum Rückschläge erlebt, so dass die Markteinführung im März 2021 stattfinden kann. Diese wird laut Henneken zunächst in kleinem Maßstab erfolgen. Es ist noch nicht bekannt, wo der Movitas im Dienstplan zuerst versuchsweise eingesetzt wird. „Wir arbeiten mit verschiedenen Optionen. Wir würden am liebsten in Utrecht beginnen, weil unser Unternehmen hier ansässig ist. Wir besprechen dies gerade mit der Gemeinde. Das gilt aber auch für Amsterdam.“
Fest steht auf jeden Fall, dass die Niederlande den elektrischen Midibus zuerst kennenlernen werden. Tribus hat aber auch schon zahlreiche Anfragen aus dem Ausland erhalten. „Man kann in großen Maßstäben denken, und das tun wir auch. Aber es ist sicherer, zuerst eine Kleinserie zu bauen und viel daraus zu lernen. Die Niederlande haben dafür einen ausgezeichneten ÖPNV-Markt. Und die Entfernung für Wartungsarbeiten ist nicht groß, denn es wird zweifellos Kinderkrankheiten geben.” Henneken blickt aber auch mit einem Auge nach vorn, vor allem nach Deutschland.
Mehr Komfort für Fahrgäste Movitas
Letztendlich müssen Transportunternehmer, Fahrer und Fahrgäste gleichermaßen vom Movitas profitieren. So ist der Fahrer weniger der Witterung ausgesetzt, da sich die Tür weiter hinten befindet. „Der Fahrer ist dadurch besser geschützt und erhält ein eigenes Mikroklima, was sich zu Coronazeiten positiv auswirkt.“ Auch die Fahrgäste genießen mehr Komfort – von der hochmodernen Federung bis hin zu USB-Anschlüssen.
Der Transportunternehmer profitiert vor allem von einem sparsamen und effizienten Bus, u.a. dank eines Wärmepumpensystems. Der Aktionsradius richtet sich nach den Wünschen der ÖPNV-Verkehrsbetriebe. „Der Bus ist modular aufgebaut, wenn es um Batterien geht. Das Ziel besteht darin, dass irgendwann mindestens 300 Kilometer ohne Aufladen zurückgelegt werden können. Aber wenn man mit Zwischenladungen arbeitet, kann man streng genommen auf unbestimmte Zeit weiterfahren.“
Wartung besser planen
Eine hohe Zuverlässigkeit ist für einen Stadtbus sehr wichtig. Durch frühzeitiges Eingreifen können Ausfälle auf ein Minimum reduziert werden. Über ein Dashboard ist es nämlich möglich, alle wichtigen Funktionen des Busses aus der Ferne zu überwachen. Henneken: „Man kann beispielsweise sehen, dass sich in Bus Nr. 13 ein Defekt ankündigt, der Bus aber trotzdem noch gefahren werden kann. Wenn der Bus abends spät zurückkommt, kann die Wartungsmannschaft das Problem lösen.“
Nach der Einführung wird Tribus sicherlich nicht stillsitzen. Die Entwicklung des Midi-Busses ist nämlich noch lange nicht abgeschlossen, wenn die Fahrgäste einsteigen können. Für die Zukunft sind z.B. das Fahren mit Wasserstoff und das autonome Fahren geplant. „Das ist zwar alles noch Zukunftsmusik, aber die Busse sind technisch schon darauf vorbereitet.”